Malmø og retour

Unsere Segelei, dieses Jahr, besteht anscheinend nur aus Kurztrips, die weitgehend ereignislos verlaufen und von denen es deshalb fast nur Bilder gibt.
Von Sakskøbing aus fuhren wir durch den Bögeström und Stevns Klint vorbei an zwei Tagen nach Limhamn und fanden nach einigem Suchen einen brauchbaren Liegeplatz. Limhamn, ein Stadteil Malmøs ist für uns ganz prima: Feihafen, in dem die ersten 3 Nächte jeweils nur SEK 60, also knapp € 6 kosten. Außerdem liegen zwei große Supermärkte in der Nähe des Hafens. Nachdem wir uns in diesen versorgt hatten stand am nächsten Tag ein ziemlich langer Spaziergang ins Zentrum von Malmö auf dem Spielplan.
Nach drei Nächten bei flauem Wind Abfahrt nach Rødvig mit Ankunft kurz vor dem dunkel Werden. Am nächsten Tag bei ziemlich viel Wind ein ausgedehnter Spaziergang auf Stevns Klint.
Im Boesdal wurde ab den 1920er Jahren Kalk abgebaut. Der zur Düngung vorgesehene Teil wurde bis zu den Siebzigern in dieser riesigen Pyramide aufbewahrt. Der Durchmesser derselben beträgt am Boden ca. 100 m und verschiedene Leimbinder reichen vom Boden bis zum Spitz.
Zwei 15 cm Zwillingsgeschütztürme des deutschen Schlachtschiffs 'Gneisenau' mit einer Reichweite von etwa 23 km wurden als Hauptbestandteil der Festung Stevnsfortet dort stationiert um zu Zeiten des Kalten Kriegs Schiffen des Warschauer Pakts den Weg in den Atlantik zu versperren. Der wesentliche Teil der Anlage befand sich 18 m unter der Oberfläche und hatte eine Länge von etwa 1,7 km. Stevnsfortet wurde 2000 deaktiviert und kann heute als Museum besichtigt werden. Eine ähnliche Anlage, ebenfalls mit Geschützen aus dem deutschen Atlantikwall hatte die Aufgabe,die Passage des Langelandsbelts zu verhindern.
Bei mäßiger Sicht und angenehmem Wind fuhren wir per Anlieger nach Klintholm Havn und fanden problemlos einen Längsseite-Liegeplatz für die nächsten Tage. Nach einem völlig verregenten Tag empfahl uns eine bayerische Seglerfamilie den
Besuch des Geocenter auf Møns Klint und schenkte uns auch gleich noch ein Bier aus Lauterbach; hat
allerdings mit Karlchen nichts zu tun sondern ist sehr bekömmlich. Für den Weg zum Geocenter hat die Firma Andel im Auftrag der Kommune Vordingborg einen Elektro-Reisebus eingesetzt, der mehrfach am Tag Besucher dorthin bringt. Jetzt, gegen Ende der Saison allerdings nur Sabine und mich. Hersteller des Busses ist die Firma
Yutong / China, laut Wikipedia der weltweit größte Hersteller von Bussen. Im Geocenter wird eine "Reise 70 Mio. Jahre zurück in Dänemarks wilde Vergangenheit" in sehr guter Weise präsentiert. Es gibt zusätzlich
einen Blick in die Zukunft: Ein Film über die Klimaentwicklung der letzten Jahre, insbesondere die Eisschmelze auf Grönland (National Geographic) ist geradezu schockierend und zeigt -- jedenfalls für Leute wie uns -- dass es deutlich wichtigere
Dinge gibt als die Raffgier der verschiedenen Großmächte und ihrer Vasallen.
Nach drei Tagen waren wir lange genug in Klintholm und die Wettervorhersage für die nächsten Tage war auch nicht schöner, also verließen wir unseren Liegeplatz am 30.08.22 um 08:50, obwohl für den Bereich, wo wir in den Tonnenstrich zum Grönsund einbiegen mußten nordöstliche Winde mit 6 m/sek im Regelfall, und Drückern aus der gleichen Richtung mit 13 m/sek vorhergesagt wurden. 6 m/sek ist richtig schön ruhig, Windstärke 4 nach der Bft.-Skala. 13 m/sek sind nicht so nett (jedenfalls für mich): das ist ein starker 6er. Wir erwischten natürlich im wesentlichen die Drücker. Von Klintholm bis zum Tonnenstrich fuhren wir fast vor dem Wind, bei einer Dünung von etwa einem Meter. Bei diesen
Wetterbedingungen ist die Steuerei richtig anspruchsvoll auch bei einer Geschwindigkeit um 10 kn. Aber unser Bio-Selbststeuer (Sabine) machte das gekonnt. Und dann bog sie in den Tonnenstrich ein: aus dem Vorwindkurs wurde halber Wind und La Guagua fing an zu laufen, bis zu 16,3 kn. Allerdings war die Steuerei viel angenehmer. Für Sabine war dieser Trip ein echtes Vergnügen; für mich: na ja, ich bin eben ein Schönwettersegler. Schon um 12:40 waren wir nach 28 sm in Vordingborg an einem angenehmen Längsseite Liegeplatz fest und begannen kurz darauf einen Stadtspaziergang. Im 13.
Jahrhundert hießen die dänischen Kønige alle Waldemar. Außer dem Namen hatten sie noch weitere Gemeinsamkeiten: sie bauten die Festung Vordingborg und führten verschiedene Kriege, z.B. "Waldemar der
Sieger"; siegreich, versteht sich, war wohl mit Annalena verwandt. Mit Brecht möchte ich dann fragen "hatte er nicht wenigstens einen Koch bei sich?" Bedauerlicherweise denkt die Geschichtsschreibung auch in Dänemark nur an die "Eliten".
Überwiegend leichter Wind brachte uns an der Storstrøm-Baustelle (ein Brückenneubau steht an) vorbei nach Fejø, gerade noch rechtzeitig um eine ansehnliche Menge Brombeeren zu sammeln.
Und dann bei Sonnenschein und Wille-Wind mit maximal 9 kn an die Turboj von Sakskøbing: Sabine wollte noch einmal schwimmen!
Am nächsten Morgen fuhren wir gemächlich per Motor zurück nach Sakskøbing.
Ort Datum Uhrzeit
Abfahrt Sakskøbing 20.08.22 10:06
Ankunft Sakskøbing 02:09.22 10:00
Motor Segel max. Fahrt
diese Etappe 16sm 193 sm 16,3 kn
gesamt 49 sm 419 sm 16,3 kn