Nu aber: nach Kerteminde!

Bereits kurz nach Passieren der Untiefentonne von Avernakke konnten wir Miss Genny aus dem Winter-schlaf holen und unsere Reise mit Ziel Agersø etwas beschleunigen; viel Wind war nicht, aber gemächliches Segeln war uns recht. Und unserem bunten Begleiter anscheinend ebenso. In der NE-Bucht von Agersø gibt es inzwischen 4 Turbojer, die von Mitglieder der Dansk Sejlunion benutzt werden dürfen. Wir hatten Glück: eine Turboj war frei und wir konnten dort mit 2 Vorleinen festmachen. Wir lieben Turbojer: viel bequemer als ankern!
Nach einer ruhigen Nacht sind wir richtig zeitig losgefahren: schon um 08:18 (wer uns kennt weiß dass das zeitig ist) mit Fock und Groß, ohne Motor, denn der Wetterbericht für Kerteminde sagte ab 14:00 nordwestliche Winde (also auf die Nase) mit bis zu 12 m/sek voraus: da wollten wir fest sein; waren wir auch. Auf dem Weg dorthin gibt es die eigenartigsten schwimmenden Gefäße zu sehen
Für die nächsten 2 Tage war Gebläse mit bis zu 15 m/sek vorausgesagt, also beschlossen wir, diese in Kerteminde zu verbringen. Dort gibt es die Möglichkeit 3 Nächte zu bleiben und nur für zwei zu bezahlen: hervorragend! Die Marina ist für Mehrrumpfboote eher ungeeignet: auf den breiten Plätzen liegen breite Motorquatzen, aber im Hafenschlauch kann man prima längsseits liegen. Das Festmachen ist wegen des erheblichen Stroms aus dem Kerteminde Nor etwas tricky, aber es geht. Aktuell sind diese Plätze wegen umfangreicher Baumaßnahmen am Wellenbrecher der Marina gesperrt aber der Hafenmeister hat gesagt, dass wir dort liegen kønnen, wenn uns der Baulärm nicht størt. Und mit uns liegen dort viele Andere.
Tags darauf war Landgang angesagt. Kerteminde zählt zwar nicht unbedingt zu den größten Städten Dänemarks, hat aber einen gewaltigen Super Brugsen: ein Besuch lohnt sich bereits ohne die Absicht etwas zu kaufen. Aber wir sind ja nicht völlig dem Kaufrausch verfallen und haben uns auch noch außerhalb dieses Konsumtempels umgesehen. Auf der anderen Seite des Hafenschlauchs befinden sich eine Reihe von Restaurants und der Fischhandel nachdem man sich an dem gefährlichen Wikingersteven und der aufgelaufenen Nordtonne nördlich vorbeigetraut hat. Die Räucherei machte diesmal mit uns kein Geschäft: es kommen ja noch andere Häfen. Aber natürlich haben wir uns gefreut, dass wir Blumen pflücken konnten um unsere Reling zu verschönern und wieder erkennbar zu sein; unser sonst sehr unauffälliges Boot ist stets an einem schönen Blumenstrauß an der Seereling zu erkennen! Auf dem Heimweg ist Sabine dann doch noch dem Kaufrausch verfallen und hat bei Brugsen zwei Pakete Erbsen gekauft; natürlich ordentlich in Plastik verpackt, wie das in Dänemark leider üblich ist. Auf dem Parkplatz des Ladens hat sie dann noch eine junge Möwe entdeckt, die jämmerlich nach ihrer Mama
rief -- möge sie sie gefunden haben! Das Training für das Volvo-Ocean-Race ging auch heute weiter und wurde u.a. mit Baggern durchgeführt. Sabine war diese Trainingsmethode zu laut und sie ging in die Stadt, nicht ohne mich später nachzuholen. Kerteminde ist nicht riesig, ich schrieb es schon, aber es gibt dennoch einiges zu sehen: Reklametafeln aus vergangener Zeit, aufgeräumte Korbläden, kunstvolle Haustüren oder Konrad die Krabbe.
Von Kerteminde steuerten wir (Verfressenen) unser eigentliches Ziel an: Dollys Restaurant in Horsens. Dort gibt es Stegt Flaesk, ein typisch dänisches Essen, das man sich von Zeit zu Zeit gönnen sollte. Dazu Kartoffeln mit Petersiliensauce: super!
Eben nördlich von Romsø kam uns ein Dragonfly unter Gennaker entgegen: ein schöner Anblick.
Jetzt ist es auch Zeit über eine wesentliche Verbesserung an unserem Floß zu berichten. In der Vergangenheit mußte ich beim Setzten des Groß das Segel mit den zwei obersten Rutschern mit Schäkeln anschlagen. War gar kein schlechtes Patent, bereitete mir mit zunehmendem Alter (= nachlassender Kraft) zunehmend Schwierigkeiten, da ich zum Anschlagen des zweiten Rutschers die oberste Segellatte unseres gemäßigten Fat Heads mit gestrecktem Arm stark durchbiegen mußte: sehr anstrengend. Schon lange hatte ich mir ein anderes System ausgedacht, aber ausdenken und machen sind zwei unterschiedliche
Sachen. Dieses Jahr habe ich gemacht! Ein Dyneemastropp führt vom obersten Rutscher durch den darunter Liegenden, durch das entsprechende Auge des Segels, erneut durch den Rutscher und weiter zum nächst tieferen, an dem er dauernd angeschlagen ist. Beim Setzen des Segels muß nur noch der oberste Rutscher an den Kopf angeschäkelt werden: das geht problemlos. Ist das Vorliek des Segels durchgesetzt, zieht der Dyneemastropp das Segel an den zweiten Rutscher, in die Position, die es früher mit dem Schäkel hatte: ohne Kraftaufwand!
Irgendwann ging dem Wind die Puste aus und Sabine hatte die hervorragende Idee, die letzten 8 sm bis
Endelave mit dem Motor zu fahren. Der Hafen war voll und draußen ankerten mindestens 10 Boote. Wir ebenfalls, auf 1,7 m Wassertiefe und Sandgrund. So ist das Anker Hochholen kein nennenswertes Problem. Am nächsten Morgen, nach gemächlichem Frühstück bei Wille-Wind nach Horsens. Und so erreichten wir unser Ziel: Dollys
Ort Datum Uhrzeit
Abfahrt Sakskøbing 24.07.22 10:22
Ankunft Horsens 29.07.22 15:20
Motor Segel max. Fahrt
diese Etappe 13 sm 99 sm 10,5 kn